Der gemeinnützige Verein „Gruppe für Stadtteilgesundheit und Verhältnisprävention e.V.“ geht der Frage nach, wie soziale Bedingungen die Gesundheit beeinflussen. Es gibt noch zu wenig Daten über die Ursachen von besserer oder schlechterer Gesundheit auf lokaler Ebene. Eine solche Datenerhebung fand bereits auf der Veddel – einem benachteiligten Quartier in Hamburg – statt. Die partizipativ mit und von den Einwohner*innen erhobenen Daten sollen in einem letzten Schritt partizipativ ausgewertet, und in öffentlichen Formaten im Viertel vorgestellt und mit den Einwohner*innen diskutiert werden. Die Ergebnisse dienen als Basis für daran anschließende Vorschläge für maßgeschneiderte Gesundheitsprogramme im Quartier.
In Deutschland besteht ein Unterschied in der Lebenserwartung zwischen den reichsten und ärmsten Bevölkerungsgruppen von etwa 10 Jahren. Das begründet die thematisch hohe Relevanz, in dem geförderten Projekt Ursachen gesundheitlicher Probleme in multidimensionaler Betrachtungsweise zu erforschen – dies wird im Projekt bereits seit einem Jahr erfolgreich praktiziert. Der ungewöhnlich hohe Partizipationsgrad des Projekts soll auch in der letzten, durch die Stiftung mitfinanzierten Phase der Auswertung der Daten gehalten werden.
Bisher ist Citizen Science in der Medizin noch wenig verbreitet, auch wenn es im Bereich Public Health und Gesundheitsförderung eine lange eigene Tradition der Partizipation nicht wissenschaftlicher Akteur*innen gibt. Die Gründe dafür liegen laut Weißbuch „Citizen Science Strategie 2030 Deutschland“ auch „darin, dass die Wissenskompetenzen hier sehr spezialisiert sind und einseitig den Ärzt*innen zugeschrieben werden. Erfahrungen, Erlebnisse und Wahrnehmungen von Patient*innen oder Bürger*innen werden in der Regel als unbedeutend abgetan, wenn sie in das vorhandene Spezialwissen nicht eingeordnet werden können. Auch ist im deutschsprachigen Raum die medizinische Fachsprache für Bürger*innenbeteiligung hinderlich.“
Das Projekt birgt mit der thematischen und methodischen Ausrichtung ein hohes Wirkungs- und Übertragbarkeitspotential. Es kann dazu beitragen, eine Lücke in der Citizen-Science Arbeit zu schließen und konkrete Verbesserungen für die beteiligten Bürger*innen zu bewirken.
Organisation:
Poliklinik Veddel
Kontakt zum Projekt:
Philipp Dickel
dickel@poliklinik1.org
Bildrechte (c): Poliklinik Veddel