VinziRast – mittendrin, Wien (A)
Die Jury des Hans Sauer Preis 2014 hat einen Sonderpreis für „Soziale Innovation“ an ein in vielerlei Hinsicht, insbesondere aber mit Blick auf das Nutzungskonzept bemerkenswertes Projekt verliehen: Die „VinziRast – mittendrin“ in Wien, geplant und gebaut vom Wiener Büro gaupenraub +/-. Das VinziRast-Projekt liefert den gebauten Gegenbeweis, dass ein nachhaltig orientiertes Bauen nur besserverdienende Bevölkerungsschichten erreichen kann: Das Nutzungskonzept sieht Wohnraum für Obdachlose und Studierende vor und wurde von Projektbeginn an geprägt durch soziale Belange; auf Elemente der barrierefreien Gestaltung wurde großer Wert gelegt. Daneben war der größtmögliche Bestandserhalt ein zentrales Um- und Ausbauziel. Das knapp 200 Jahre alte Biedermeierhaus wurde weitgehend erhalten, alte Baumaterialien wiederverwertet, Türen instandgesetzt und Kastenfenster saniert. Ein aufgesetztes Dachgeschoss harmonisiert mit dem Bestandsgebäude, gleichzeitig werden innen und außen überzeugende Kontraste zwischen Alt und Neu gesetzt. Das Wiener Projekt bewertete die Jury als vorbildlich sowie wegweisend und entschied sich daher für die Vergabe eines Sonderpreises.
Das Projekt VinziRast gilt als Pilotprojekt, das ein gemeinsames Wohnen, Arbeiten und Leben von Studenten und ehemals Obdachlosen ermöglichen soll. An den Planungen und der Konzeption waren, neben den Architekten selbst, engagierte Mitglieder des Vereins Vinzenz-Gemeinschaft St. Stephan und Studierende der Universität Wien beteiligt. Mit dem sorgfältigen Einsatz von Spendengeldern wurde versucht, das beste Ergebnis für die unterschiedlichen Nutzergruppen zu erzielen. Das Zusammenleben der beiden Gruppen birgt durchaus Konfliktpotential. Gemeinsame Einrichtungen wie Werkstätten, Wäscherei und ein Lokal, das auch Platz zum Arbeiten bietet, sollen zum Funktionieren des Konzepts beitragen. Es wurden einheitliche Wohngemeinschaften für je 3 Personen geschaffen, die eine Durchmischung innerhalb der Wohnungen ermöglichen.
Beim Umbau des knapp 200 Jahre alten Biedermeierhauses wurde vom Bestand soviel wie möglich erhalten. Materialien wurden wiederverwendet, die Dachziegel vom ehemaligen Dachboden wurden z.B. als neuer Boden in den Werkstätten eingesetzt. Türen wurden instandgesetzt und alte Kastenfenster saniert. Das Heizen des Gebäudes funktioniert über Fernwärme. Der Dachgarten wird mit Hilfe des auf dem Dach gesammelten Regenwassers bewässert.