Vom 9. bis zum 12. März 2017 fand im Impact Hub Munich das große Finale des Hans Sauer Preis 2017 „Schule macht sich…“ statt. Elf Wettbewerbsteams und über 50 Experten waren zu einem intensiven Finale im Rahmen der Social Design Elevation Days nach München eingeladen. Am Ende dieser spannenden Tage wurden vom Publikum und einer Jury die drei Siegerprojekte, „Let’s play Schule“ (1. Platz), „Durch Gemeinschaft ins Leben“ (2. Platz) und „Wiesenfeld goes digital“ (3. Platz) ausgezeichnet.
Am ersten Tag lernten sich die aus ganz Deutschland angereisten Teams bei einer Selbstbauaktion des Veranstaltungspartners „Architektur und Schule“ kennen: Mit Pappe, Holz und Klebeband wurde das Impact Hub in eine „Schule macht sich…“-Werkstatt verwandelt, die in den darauffolgenden Tagen dann zum Ort ko-kreativen und kollaborativen Arbeitens wurde. Durch ein vielfältiges und dichtes Programm führte das Education Innovation Lab aus Berlin, das die Teams bei der weiteren Umsetzung ihrer Projekte unterstützte und ihnen grundsätzliche Methoden und Techniken für den weiteren Prozess an die Hand gab.
Der zweite Tag stand im Zeichen des Prototypenbaus: Die Teilnehmer mussten ihre Konzepte in eine Form zu bringen, die es Dritten erlaubt, diese zu verstehen und auch praktisch zu testen. So kamen nicht nur Lego, Knete und großformatige Ausdrucke zum Einsatz, sondern es gab auch die Möglichkeit von erfahrene Designern und Grafikern, Skizzen, Poster und Logos erstellen zu lassen. Am Abend kam es dann zu einer in Kooperation mit bayern design durchgeführten Fishbowl-Diskussion mit Schulleitern, Lehrern, Architekten, Unternehmensvertretern und Start-ups zum Thema: „Wie kommt Innovation in die Schule?“.
Am Samstag kamen dann die Experten: Schüler, Lehrer, Schulgründer, Vertreter kommunaler Behörden und Initiativen, Architekten, Studierende, u.v.a.m. Sie begleiteten die Teams bei der weiteren Ausgestaltung ihrer Projekte und gaben Feedback. Am Abend stellte die Hans Sauer Stiftung ihr Pilotprojekt „Schule macht sich… in Bad Tölz“ vor. Ein Pilotprojekt, das an der Südschule in Bad Tölz gemeinsam mit der Initiative „Architektur und Schule“, den Baupiloten und dem Education Innovation Lab aus Berlin durchgeführt wird. Die Besucher konnten im Anschluss die im Projekt verfolgten Bauansätze selbst ausprobieren und erreichten innerhalb kürzester Zeit eine Holzskulptur.
Die große Finalveranstaltung startete am Sonntag mit einer Keynote des Berliner Designers und Architekten Van Bo Le-Mentzel, der am Beispiel von Glasscherben und der „Freistellen“-Funktion von Bildbearbeitungsprogrammen über falsche Gewissheiten und Zwänge im gegenwärtigen Systems des Wirtschaftens und der Bildung sprach.
Es folgten die elf Abschlusspräsentationen, die im Anschluss vom Publikum und einer Jury bewertet wurden. Am Ende machte das Projekt „Let’s play Schule“ das Rennen: Das Projekt ermöglicht es Lehramtsstudierenden noch während ihrer Ausbildung für eine Woche eine Schule zu „übernehmen“ und so Praxiserfahrung zu sammeln. Die freigestellten Lehrer vor Ort erhalten dadurch eine zentrale Ressource für Schulentwicklung, nämlich Zeit. Ein zweiter Platz ging an die Grundschule in Wendisch Evern, die mit ihrem Projekt „Durch Gemeinschaft ins Leben“ ein ganzes Dorf zur Lernumgebung der Schule machen möchte. Den dritten Platz belegte die Gesamtschule Wiesenfeld in Glinde, wo das Projekt „Wiesenfeld goes digital“ ein digitales Lernatelier einrichten möchte bzw. schon auf dem besten Weg dorthin ist.
Jurystatement zum ersten Preisträger „Let’s play Schule“
„(…) Die Idee des Berliner Projektteams, dass angehende Pädagoginnen und Pädagogen für eine bestimmte Zeit in die Schulen gehen, Unterricht gestalten und damit der Schule ein Zeitkontingent für gemeinschaftliche Entwicklung schenken, hat die Jury begeistert und überzeugt. Denn auch die Lehramtsstudenten profitieren, indem sie die notwendigen Praxiserfahrungen schon vor dem Studienabschluss erwerben. Die Projektidee der Lehramtsstudentinnen aus Berlin ist deutschlandweit übertragbar: Überall, in jeder Region gibt es Lehramtsstudenten und Schulformen jeder Art – und damit ein hohes Potential, das von Let’s Play Schule erschlossen werden kann (…)“
Auszug aus dem Jurystatement zum zweiten Preisträger „Durch Gemeinschaft ins Leben“
„Die Jury hat unter anderem überzeugt, dass der Wettbewerbsbeitrag durch das Einbinden von vorhandenen Expertenwissen ein wichtiges Instrument für lebendiges Lernen darstellt – und so dem partizipativen Gedanken Rechnung trägt. Lernen durch Erfahrung, Erleben, und die direkte Kommunikation zwischen den Akteuren wurden als wichtig bewertet, ebenso wie die dabei entstehende Lebendigkeit einer Gemeinschaft.
Das Hervorheben des lokalen – des „Heimatgedankens“ – im Sinne von Begreifen meiner Umgebung, der Zusammenhänge und Wechselwirkungen, lassen sich in die globale Welt übertragen und damit auch hier besser verstehen. Dass frühe Einbinden von Kindern, bereits im KITA Alter wurde positiv gesehen. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Übertragbarkeit, der hier gegeben ist.“
Auszug aus dem Jurystatement zum dritten Preisträger „Wiesenfeld goes digital“
„Mit Digitalisierung die Schule zu unterstützen, ist einer der größten aktuellen Herausforderungen im Schulalltag. Das Team von „Wiesenfeld goes digital“ geht dieses Thema in beispielhafter Weise und aus eigener Initiative. Dabei überzeugen nicht nur die vielen verschiedenen Ideen, die in das „Lernatelier“ mit einfließen, sondern auch die gemeinschaftliche Arbeit von Lehrern und Schülern auf Augenhöhe. Die Hans Sauer Stiftung möchte das Team gerne auf ihrem weiteren Weg begleiten und vergibt daher einen dritten Platz an das Team der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld in Glinde.“
Teilnehmerstimmen:
„Ich glaube, dass für unser Projekt durch die Preisausschreibung und diese Tage hier überhaupt erst der Raum entstanden ist, unserem Projekt richtig Form zu geben. Das Konzept für unsere Idee gibt es schon ganz lange aber der Anlass, dass wir uns hier zusammen setzen und mal ein richtiges Konzept machen, war tierisch wichtig um unser Projekt eine Stufe höher zu heben.“
„Ich kam ja etwas später dazu und fand es wahnsinnig beeindruckend, als ich hier rein kam, wie alle gewerkelt haben und der Raum mit einer ganz besonderen Stimmung gefüllt war und es gar keine Konkurrenz zwischen den Teams gab. Man ist hier rein gekommen und man hat mit richtig geilen Leuten zu tun gehabt, die geile Ideen haben und alle voll am Machen und Schaffen waren. Man wurde super aufgenommen – ich bin echt sehr beeindruckt und wehmütig, dass es schon vorbei ist.“
„Ich finde das Format sehr gut und ich wünschte mir es gäbe noch mehr Stiftungen, die Schule beibringt, dass sie nicht innovationsunfähig ist. Und auch das wir niedrigschwellig Schule verändern können oder sogar müssen. Ich finde, dass die Hans Sauer Stiftung einen sensationellen, niedrigschwelligen und unglaublich intensiven Beitrag dazu geleistet hat, dass man beispielhaften Projekten zeigt, dass sie was können.“